Lösungen für 3D-Scanning

Wie Artec 3D die Ukraine unterstützt

3D-Scanner Artec Space Spider revolutioniert die Arbeit am Set von „Fear the Walking Dead“

3D-Scans sind schon seit Langem ein wesentlicher Bestandteil der Visual-Effects-Produktion. Immer dann, wenn Spezialeffekte für die Umsetzung der kreativen Ideen des Regisseurs nicht ausreichen, werden Experten für visuelle Effekte hinzugezogen. Der exakte 3D-Scan eines Schauspielers kann beispielsweise in eine echte Szene eingebaut werden, um darzustellen, wie er zerfetzt wird, zusammenschmilzt oder sich in irgendeine Kreatur verwandelt. Dasselbe gilt für die Requisiten: Es ist nicht immer möglich, die Gegenstände so handzuhaben bzw. die Interaktion der Schauspieler mit ihnen so zu gestalten, wie es der Regisseur gerne hätte. Auch hier wird eine 3D-gescannte Kopie des Objekts benötigt.

Das Visual-Effects-Studio FXTC spart durch den Kauf des 3D-Scanners Zeit und Geld und reduziert in hohem Maße den Stress für die Schauspieler.

 

Viele Hollywood-Blockbuster wie Jurassic Park, Terminator Genisys, Operation Zombie usw. zeigen 3D-Modelle, die mithilfe der Artec 3D-Scantechnologie erzeugt wurden. Bei diesem massiven Einsatz von 3D-Scans stellt sich die Frage, ob es wirtschaftlicher ist, die 3D-Scans an einen Dienstleister auszulagern oder einen eigenen 3D-Scanner zur Erzeugung von CGI-Requisiten und digitalen Doubles einzusetzen.

Boyd Shermis ist Visual Effects Director bei FXTC Inc., einem in Calabasas, Kalifornien, ansässigen Unternehmen, das visuelle Effekte für Film und Fernsehen entwickelt und deren Einsatz anleitet. Boyd arbeitet seit über 30 Jahren in diesem Bereich und hat an Kinofilmen wie Speed mit Keanu Reeves, Nur noch 60 Sekunden mit Nicolas Cage und Angelina Jolie sowie G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra mit Channing Tatum und Joseph Gordon-Levitt mitgewirkt. Routinemäßig erzeugt oder rekonstruiert Boyds Unternehmen Gesichter, Handrequisiten und andere Objekte für die Visual-Effects-Pipeline.

Nachdem Boyd die 3D-Scans jahrelang von externen Dienstleistern hatte erstellen lassen, kaufte er im Auftrag des TV-Senders AMC den Streifenlichtscanner Artec Space Spider beim Artec-Partner Source Graphics. Der Scanner wurde für die dritte Staffel der AMC-Serie Fear the Walking Dead benötigt. Entscheidend für den Kauf des Artec Space Spider war laut Boyd seine Auflösung, seine Nutzerfreundlichkeit, seine Verfügbarkeit und der Preis.

3D-Modell eines M4-Maschinenkarabiners, erstellt mit Artec Space Spider

Vor dem Kauf des Artec 3D-Scanners musste Boyd immer dann, wenn ein Requisit oder ein Schauspieler gescannt werden musste, das betreffende Objekt bzw. den Darsteller zu einem Scan-Dienstleister schicken – oder den Dienstleister ins Studio holen.

„Die Scans, die wir früher in Auftrag gegeben haben, waren professionell und qualitativ ausgezeichnet. Sie wurden von renommierten Highend-Studios erstellt“, so Boyd. „Doch dieser Dreh fand in Baja California in Mexiko statt. Der Export und Versand der Gegenstände an Studios in LA waren nicht nur in logistischer Hinsicht problematisch (vor allem, weil es sich zum großen Teil um Waffen handelte). Auch Zeit und Geld spielten eine Rolle, denn da kommen ganz schnell enorme Versand-, Export- und Importkosten zusammen.“

Da Boyd nun aber selbst einen Artec Space Spider besaß, musste er nicht mehr nach der alten Methode verfahren, um 3D-Scans anzufertigen. Über 16 Episoden hinweg scannte er die Gesichter verschiedener Schauspieler, eine Reihe von Requisiten sowie einen Unterarm und eine Hand mit Space Spider.

3D-Modell eines Teleskopschlagstocks, erstellt mit Artec Space Spider

„Mit Artec Space Spider spare ich Zeit und Versandkosten – und habe mehr Kontrolle über den Scan”, lobt Boyd, der meist mehrere Handrequisiten pro Woche scannen muss. Um diesen Prozess so effizient wie möglich zu machen, werden die Requisiten auf einen Drehtisch mit Markierungen gelegt. Die Markierungen dienen dem Scanner als optische Anhaltspunkte, was beim Erfassen gleichförmiger Oberflächen sehr hilfreich ist. Indem er die Markierungen registriert, „versteht“ der Scanner, welchen Teil der Oberfläche er gerade scannt.

„Unser Drehtisch ist sehr exakt markiert, um optimale Registrierungsergebnisse zu erzielen“, erklärt Boyd, „Wir arbeiten außerdem mit einer sanften, indirekten Raumbeleuchtung, damit die Farben eine geeignete Temperatur erzielen.“

Jonathan Levi Ortega von FXTC scannt eine Machete mit Space Spider für „Fear the Walking Dead“

In diesen Videos sind einige der CGI-Requisiten aus der Serie „Fear the Walking Dead“ zu sehen. In jeder Szene wurde die verwendete Waffe mit Artec Space Spider gescannt. Auch um das ausgestochene Auge und den amputierten Arm darzustellen, wurden Gesicht und Arm zunächst mit Space Spider gescannt. Video: AMC.

 

Ist der Scanvorgang abgeschlossen, beginnt die Nachbearbeitung in der 3D-Modellierungssoftware Artec Studio. Mehrere Scans werden registriert und zusammengeführt. Nach Bereinigung der Scans wird der Drehtisch aus dem 3D-Bild gelöscht. Dann wird der Scan mit Farben versehen und das fertige 3D-Modell als .obj-Datei in Maya oder 3D Studio Max exportiert. Anschließend wird das 3D-Modell einem Visual-Effects-Studio übergeben, das es in die betreffende Szene einbaut. „Meistens werden die verschiedenen Waffen getrackt und verlängert, damit es wirkt, als ob sie den Schädel der Zombies durchbohren“, erläutert Boyd.

Wenn eine Szene mit einem Messer gefilmt werden muss, wird sie mit einem verkürzten Messer, d. h. mit einem Messer ohne Klinge aufgenommen. Um die Bewegung des Messers zu verfolgen, werden die einzelnen Pixel des Griffs Bild für Bild getrackt. „Anhand der Geometrie des Requisiten-Scans lässt sich das Heft des Messers exakt tracken“, sagt Boyd. „Und dann können wir relativ problemlos eine perfekte CGI-Klinge hinzufügen.“

3D-Modell eines Messers mit Schlagring, erstellt mit Artec Space Spider

Nach Schätzung von Boyd hat der interne Einsatz von Artec Space Spider seinem Studio bereits zwischen 30.000 und 40.000 Dollar gespart. „Was aber viel mehr zählt, ist der große Zeitvorteil – ich meine nicht nur die Zeit insgesamt, sondern einfach die Möglichkeit, die Scans nach unserem eigenen Zeitplan zu erstellen“, meint Boyd. „Da wir unten in Rosarito, in Mexiko, gedreht haben, hätten wir die Requisiten und Schauspieler zum Scannen nach Los Angeles schicken müssen. Das wäre wahnsinnig aufwendig gewesen, vor allem für unsere Darsteller. Mit den Reisekosten, dem Versand, den Hotelübernachtungen, den Zöllen usw. wäre das Einscannen der Requisiten und Schauspieler noch teurer geworden. Allein die Planung der Scantermine, häufig auch noch mit Makeup, und die Flüge nach LA und zurück waren früher schwer zu organisieren. Jetzt, da wir den Artec Space Spider im Haus haben, ist alles sehr bequem. Früher vergingen oft Wochen, bis die Scans der Darsteller und Requisiten fertig waren – was für unsere kurzfristige TV-Postproduktionsplanung definitiv zu lang ist. Mit dem Artec Space Spider können wir einen beliebigen Termin festsetzen und den Scan am gleichen Tag fertigstellen. Ein fast unbezahlbarer Vorteil!“